Vergangene Stücke
DADÜ DADA -
Die Rettung der Welt
Ein multimediales Dadaunddaundda mit Franziska von Fischer, Doris Strütt, Hannes Glarner, Krishan Krone
GONE WITH ILMER
Filmtheater über gerissene Projektionen.
Im Kino Uto, Zürich
mit Krishan Krone
ROADWORKS (1995)
Multimedial-Performative Nachdichtung des Romans ON THE ROAD von Jack Kerouac
FRAU MIT DER SONNE BEKLEIDET
Szenen und Videos über die Mutter des Höchstbegabten mit Eveline Ratering
DAY BY DAY
Szenische Lesung des gleichnamigen Tagebuchs von Heinz Nigg mit Musik und Bildprojektion.
DADÜ DADA - Die Rettung der Welt (2005)
"Gekommen zeit
Sie die kenntnis des aktionsplan erringet. Werden wir salven die Welt.
Wie?
Bevor die change managed werden kann, in HERZENKAMMER von Kabaretten wir fortschreiten, dorten Weltschatz in unserem Besitz nehmend. So kommet Zugriff auf notige Hardware, auch Soft.
Einloggen und schwarze Bilde speisen in globaler Satellitenstationen.
Zuerst Destruktion vom Bildnis der Software. Volle Welt zu televisiven Schwarzschirmen in Kontinente sieben.
Bedürfnen wir von Sie eine strategic Allianze für abmontieren timealter der hohlen grafiks,
und icons auch in lonesome bits zu zerlegen.
Dann: Neue Konfiguration von Globus mit Nichts.
Der Dadaismus lebte weitgehend vom Charisma und von der Exzentrik der Persönlichkeiten, die ihn erfunden haben - er starb auch mit ihnen. Die Lucky Artist Company setzen sich als Künstler der Wucht der damaligen Avantgarde-Bewegung aus und betreiben das Geschäft des Dadaismus (in völlig veränderten Zusammenhängen) mit aktuellen, theatral-performativen Mitteln. Die Originaldadaisten äusserten mit ihren Manifesten und Manifestationen einen akuten Vertrauensverlust in das bürgerliche Denken und die bürgerliche Sprache, die Lucky Artists trauen den – v.a. massenmedial verbreiteten – Bildern nicht mehr.
Im Zusammenhang mit der Eröffnung des Cabaret Voltaire an der Spiegelgasse im Herbst 2004 (die erste Dadaveranstaltung des Cabaret Voltaire fand am 5. Februar 1916 statt) lancierten die Lucky Artists ein multimediales Simultangedicht zur Errettung der Welt mit NICHTS. "Nicht wir sind Dada, die Welt ist es. Ihr Untergang kann nur mit dadaistischen Mitteln verhindert werden." Es ging weniger um ein szenisch-kabarettistisches Experiment zur Aktualisierung des dadaistischen Geistes mit Hilfe zentraler Elemente des Spiegelgasse-Textkorpus. "Für uns ist die damalige Dadabewegung (die Avantgardebewegung schlechthin) tot und eine rein historische. DADA heute ist für uns RESCUE DADA, DADÜ DADA. Dabei kommen uns einerseits das gestiegene Katastrophenbewusstsein rund um den Globus als auch die damals erfundenen Techniken, Mittel und Formen entgegen; die Techniken des kindlichen Spiels, des Klebens, Zerreissens, Zerschneidens, die Mittel der De(kon)struktion und der Demaskierung oder Formen wie die bruitistischen Proklamationen und Manifeste, die abstrakten Tänze und aleatorischen Demonstrationen, die Laut- und Simultangedichte, die Geräuschgedichte und Klangcollagen, die Erfindung von Rap und Hip Hop unter anderen Namen (Negergedichte) und schliesslich auch das, was mit der damaligen Aufhebung der Autonomie des Kunstwerks begann und heute griffig mit den Termini Pop Art, Camp und Trash bezeichnet wird."
DER RETTUNGSCHOR
FRAU, MIT DER SONNE BEKLEIDET (2002)
Ein Theaterstück über Maria von Nazareth,
die Mutter des Höchstbegabten
“Ich bin gekommen, ein Feuer auf die Erde zu werfen,
und was könnte ich heisser wünschen als den Brand.”
(Lukas 12.49)
Die vierte Produktion der Lucky Artists war ein multimediales, experimentelles Theater-Projekt und noch einmal ein Solo:
"Auf der Bühne steht Maria, der Inbegriff der duldenden, gebenden, sich selbst aufopfernden Mutter. Durch den bevorstehen-den Opfer- und Märtyrertod ihres einzigen Sohnes gerät sie mit diesem, mit sich und ihrer Rolle in einen ausweglosen Konflikt. Die Mutter Gottes, wohl die einflussreichste Frauengestalt der Menschheitsgeschichte seit unserer Zeitrechnung, ist an unserem Abend keine ikonographisch aufgeladene, biblische oder historische Überfigur, sondern eine reale Person aus Fleisch und Blut in einer konkreten, heutigen Situation: Seit dem Tod ihres Mannes ist sie - ‚die mit der Sonne Bekleidete’ (Offb. 12.1) - in den Billiglohnsektor abgedriftet; sie arbeitet vollzeitlich bei einer mittelgrossen, privaten Reinigungsfirma in der Stadt; ihr weit herum bekannter, hochbegabter Sohn, der über exzellente rhetorische und heilerische Fähigkeiten verfügt, hat sich von ihr losgesagt - „Weib, was hab ich mit dir zu schaffen?“ (Joh. 2.4 ). Nun möchte sie ihn zurückgewinnen und organisiert für ihn per Zeitungsannonce einen Auftritt: Der Laptop für den PowerPoint-Vortrag steht bereit, die nötigen Vorkehrungen für verschiedene adhoc-Heilungen sind getroffen, es könnte losgehen, nur: er ist noch nicht hier. Maria muss vor die Leute treten, versucht sie zu beruhigen, zu unterhalten, fängt an zu erzählen, macht sich am Laptop zu schaffen und kommt über verschlunge-ne Pfade den geheimen Aktivitäten ihres Sohnes auf die Spur: Mit Hilfe seiner Hacker-Freunde ist dieser unter anderem drauf und dran, die grossen, globalen Geldströme zu stoppen. Möglich, dass er nicht auftaucht, weil’s der Abend seiner - von ihm selbst initiierten - Verhaftung ist.
Konzeption: The Lucky Artist Company und Eveline Ratering
Spiel Eveline Ratering
Text/Regie Hannes Glarner
Dramaturgie Krishan Krone
Bühne/Licht Nino Kündig
Video Michael Hertig
Musik Christoph Stiefel
Kostüm Elisabeth Schubiger
Regieassistenz Miriam Haltiner
Technische Leitung Michael Omlin
Laptop Support Sergio Tommasi
Produktionsleitung Gabi Bernetta
Mit Unterstützung von: Präsidialdepartement der Stadt Zürich,
Kanton Zürich, Pro Helvetia,
Migros Kulturprozent, Stiftung zur Förderung der darbietenden Künste
GONE WITH ILMER- Ein Film-Theater (2001)
GONE WITH ILMER war ein fünfviertelstündiges, dreiteiliges Ein-Personen-Kino-Theater-Stück. Der Abend hatte eine realistische Kunst- und Künstlerfigur zum Zentrum: Ferdinand Ilmer, F. Ilmer, den Filmer – einen etwas solitären Filmemacher um 40, der mit seinem ersten Lang-spielfilm, mit dem Science-Fiction-Krimi „The Message“, endlich den grossen Durchbruch schaffen will.
Es ist Premiere. Ilmer tritt vors Publikum und hält eine grössere Einführungs- und Dankesrede, aus der hervorgeht, dass es ihm um ein interstellares Cruising mit ausser-irdischen Wesen im weiteren, im engeren Sinne aber um geglückte zwischenmenschliche Kommunikation - eigentlich mit weiblichen Wesen geht. (Anlass zu „The Message“ war für Ilmer die von der NASA 1972 ins All geschickte Grussbotschaft an ausserirdische Zivilisationen, auf die zwar bis heute noch keine Antwort erfolgt ist, deren Trägerrakete Pioneer10 (die zwei Jahre nach GONE WITH ILMER, also 2003 aus einer Entfernung von über 7,3 Milliarden Meilen das letzte Signal zur Erde sendete und nun irgendwo im kalten Outerspace ihrem unbekannten Ziel entgegensaust.)
Ferdinand Ilmer kann nun aber seinen Film nicht zeigen: Der Streifen läuft nur bis zum Ende des Vorspanns. Mehrere Rettungsversuche schlagen fehl, denn die Leinwand fängt an, ein fatales Eigenleben zu entwickeln; es tauchen entlarvende Bilder, Töne und Stimmen aus Ilmers Vergangenheit auf – der Regisseur zeigt nun nicht mehr seinen Film, der Film fängt an den Regisseur zu zeigen.
Nach ein paar traurigen Versuchen, einige zum Teil in San Francisco auf der Golden Gate Bridgegedrehte Schlüsselszenen aus „The Message“ zu erzählen und vorzuspielen, muss Ilmer einsehen, dass er gegen die immer dringlicher insistierende Leinwand nicht ankommt, dass er den Bildern folgen muss, die ihn verfolgen: er holt einen unfertigen Film, den er vor über zwanzig Jahren gemacht hat, als Zürich brannte („Züri brännt“) und die „bewegte“ Jugend protestierend auf die Strasse ging. Aus dem vorgeführten Material wird klar, dass Ilmers Kommunikation mit den Irdischen damals keineswegs ganz einfach war, dass er in eine Art persönlichen Outerspace gefallen war und dass seine subjektiven Formen des Protests ihn in eine psychiatrische Klinik führten.
In diesem zweiten, dokumentarischen Teil des Abends fängt der Film mit seinem Filmer an zu harmonieren, er lässt sich von ihm zeigen, kommentieren und vertonen. Zum Schluss mischen sich in einer dramatischen Live-Gegenrede an die Eltern Bilder von Ilmer auf der Bühne mit Leinwandbildern einer zwanzig Jahre zurückliegenden Auseinandersetzung mit seinen Eltern in der Klinik.
Der dritte Teil wird von einem surrealen, filmisch-theatralischen Versuch über das platonische Höhlengleichnis eingeleitet. Wir begreifen Platons Text als erstes abendländisches Dokument für das, was man gemeinhin unter ‚Projektion’ versteht.
Dann gehen Ilmer und die fliessende, traumartige Filmbilder aus längst versunkenen, vorpubertären Zeiten eine regelrechte Symbiose ein. Wieder ist ein unerreichbares weibliches Wesen, diesmal ein junges Mädchen, das objet de désir. Wieder verfehlt eine Grussbotschaft (damals war es eine Flaschenpost) ihr Ziel, und wieder spielen – wie in den beiden vorhergehenden Filmen – Sonnenblumen eine wichtige Rolle. So wird der katastrophal beginnende Abend für den Filmenthusiasten Ferdinand Ilmer unverhofft zu einer weitgespannten und melancholischen, letztlich aber versöhnlichen Reise zu sich selbst.
Konzeption: The Lucky Artist Company
Text/Regie Hannes Glarner
Text/ Spiel Krishan Krone
Bühne/Licht Karin Süss
Video Michael Hertig
Musik Roli Widmer
Kostüm Susanne Zangerl
Technik / Beratung Simon Schwendimann
Produktionsleitung Rahel Holenstein
"Das Herz sieht schneller als der Kopf. Der Film macht sich die Trägheit von Auge und Gehirn zu nutze. Er schafft die Illusion von Bewegung mit 24 Bildern pro Sekunde, obwohl er sich ruckartig vorwärts bewegt und obwohl die einzelnen Filmbilder durch schwarze Balken getrennt sind.
Aus: Gone with Ilmer
DAY BY DAY (1997)
Szenische Lesungen des Tagebuchs von Heinz Nigg mit Musik und Diaprojektion
Während einem Jahr - 1996 - hat der Autor seinen persönlichen Alltag festgehalten. Dazu kamen englische Internet-Poems und collageartig zusammen gefasste und bearbeitete Meldungen aus der Tagepresse, machmal nüchtern reportierend, dann wieder skurril verfremdet.
Drei Teile des Tagebuchs - Winter, Frühling, Sommer - wurden jeweils zum Jahreszeitenwechsel im Theater an der Winkelwiese in Zürich präsentiert.
Textbeispiele:
22. Januar
Kindheit
Frifri
Damals, in den 50er Jahren, war das Geld knapp.
Mich als Kind in der Bäckerei mit einer Glace
oder anderen Süssigkeiten einzudecken,
war ein besonderes Ereignis.
Ich kaufte FriFri, ein Pulver in farbigem Schächtelchen,
von dem ich kleine Portionen auf die Hand schütten
und aufschlecken konnte.
24. April
Getting Older
You are getting older when
you regret all those times you resisted temptation
you look forward to spending a quiet evening at home (...)
20. August
The Fool
Do not answer a fool
according to his folly
or you will be like him yourself
19. September
The Lucky Artist Company advices you to join
the Creativity Cafe:
A play space
A venue for having fun
ANetworking salon for people
to create and market their own works of art
A magnet to attract
A resource for getting work done
We currently exist in space ...
Mitwirkende:
Teil 1 - Winter:
Daniela Herrmann: Sprecherin und Gesang
Roland Strobel: Präpariertes Klavier und Gesang
Krishan Krone: Sprecher
Albert Amerika: Visuelle Gestaltung
Heinz Nigg: Diaprojektion
Teil 2 - Frühling:
Rachel Matter: Sprecherin und Gesang
Krishan Krone: Sprecher, Gesang und Gitarre
Michael Wernli: Gesang, Cello und Percussion
Heinz Nigg & Friends: Fotografie und Diaprojektion
Teil 3 - Sommer:
Franziska Burkhardt:Visuelle Gestaltung und Bildprojektion
Rachel Matter: Sprecherin undGesang
Krishan Krone: Sprecher und Gesang
Michael Wernli: Gesang, Percussion, Saiteninstrument